Was verdienen Berufseinsteiger in Südtirol und können sie davon leben?
Aktuelle statistische Daten zeigen, dass das Gesamteinkommen der Bevölkerung in Südtirol im Durchschnitt gestiegen ist. Doch was bedeutet das konkret für junge Menschen in Südtirol? Können sie von ihrem Gehalt auch leben? In diesem Blogartikel hat Karriere Südtirol diese Fragen für dich genauer reflektiert. Lies weiter, um mehr darüber zu erfahren – inklusive 6 Gehaltseinblicke und einem Fallbeispiel mit Einkommen-Ausgaben-Gegenüberstellung.
1️⃣ Berufsbilder und Gehälter in Südtirol
Das Gesamteinkommen der Südtiroler Steuerzahler/innen betrug im Jahr 2022 durchschnittlich jeweils 27.230 Euro, das geht aus statistischen Daten des Ministeriums für Wirtschaft und Finanzen/Ressort Finanzen hervor, welche vom Arbeitsförderungsinstitutes AFI in einer AFI-Zoom-Ausgabe zusammengefasst und veranschaulicht wurden. Demnach sind die Bruttoeinkommen der Bevölkerung in Südtirol seit 2014 – mit Ausnahme des Pandemie-Jahres 2020 – jährlich angestiegen. Das klingt so schon mal gut. Aber wie geht es v.a. jungen Menschen, wenn sie diese Zahl sehen? Besonders angesichts der gestiegenen Inflationsrate und Verbraucherpreise.
Unsere Talentberatung hat intern gesammelte Informationen und Erfahrungswerte in die Hand genommen und sich mit dieser Thematik genauer befasst. Die Talentberatung von Karriere Südtirol besteht aus einem Team von Expertinnen, die junge Menschen tagtäglich bei ihrem beruflichen Ein- und Umstieg begleiten und auch enge Kontakte zu Südtirols Arbeits- und Unternehmenswelt pflegen. In diesem Kontext befasst sich das Team u.a. mit den Themen Gehälter und Berufsbilder. Wie schon auf der Hand liegt, hängt das Auskommen mit dem Einkommen, nicht nur mit der aktuellen wirtschaftlichen Lage zusammen, sondern unmittelbar auch mit der Berufswahl, Qualifikation und Berufserfahrung.
Hier Einblick in unsere Gehaltstabelle. Mit den jeweiligen Gehaltsbereiche: Vom Einstiegsgehalt bis zur potenziellen Gehaltsentwicklung bei zunehmender Berufserfahrung:
WICHTIG: Bei diesen Zahlen handelt es sich nicht um Vorgaben, sondern um Gehaltsspannen bzw. Richtwerte, die wir aufgrund jahrelanger Erfahrung und Kundenfeedback ermitteln konnten. Die tatsächlichen Gehälter können von den Angaben in der Tabelle abweichen.
Neugierig, was andere Berufsgruppen verdienen? Dann schau gerne mal in unsere Videoclip-Serie „Was verdient ein X“ rein.
Wie hoch ein Einstiegsgehalt ausfällt, hängt nicht zwingend nur von der Branche ab. Die Beobachtungen unserer Talentberaterinnen zeigen, dass für die Höhe eines Einstiegsgehaltes die eigene Motivation, Präsentation und auch die Berufserfahrungen zählen. Sich während der Ausbildung Zeit zu nehmen für relevante, praktische, aber auch persönlichkeitsbildende Erfahrungen, spielt hier eine entscheidende Rolle. Das kann beispielsweise für Studierende bedeuten: Besser ein Semester länger studieren, aber dafür auch gezielt und bewusst (Neben)berufliche Erfahrungen sammeln, und zwar nicht nur im Praktikum, sondern auch bei Sommer- und Nebenjobs oder durch ein Volontariat. Wer auf praktische Skills und Knowhow zurückgreifen kann, die er/sie sich bereits während der Ausbildung aneignen konnte, hat bessere Chancen auf ein höheres Einstiegsgehalt. Natürlich geht es dann aber auch darum, diese Skills bereits in den Bewerbungsgesprächen und der Gehaltsverhandlung durch konkrete und überzeugende Beispiele zu präsentieren.
Und nun zur brennenden Frage: Wie kommt man als Berufsanfänger/in denn mit dem Einstiegsgehalt zurecht? An eine Antwort zu dieser Frage wollen wir uns mit einem Fallbeispiel herantasten. Eines sei vorausgeschickt: Das Fallbeispiel ist keine wissenschaftlich fundierte Studie, noch hat es eine allgemeine, auf jede Situation anwendbare Gültigkeit. Vielmehr ist es der Versuch, sich in die Lage junger Berufseinsteiger/innen hineinzuversetzen.
2️⃣ Reicht das Gehalt? Reality Check mit Fallbeispiel
Ausgangspunkt: Laut statistischer Daten des ISTAT/ASTAT vom Jahr 2021 gibt ein Südtiroler Haushalt im Monat durchschnittlich 3.116 Euro für Güter und Dienstleistungen aus.
- Wohnen/Miete, Wasser und Strom machen dabei einen großen Teil der Ausgaben aus – das sind, so geht aus diesen Daten hervor, ca. 41.9% der monatlichen Verbrauchsausgaben
Weiters wird im Schnitt mit folgenden monatlichen Ausgaben gerechnet:
- 15,5% für Lebensmittel
- 10,2% für Verkehr
- 6,8% für Gastronomie/Gastgewerbe
- 5,4% für Erholung/Freizeit/Unterhaltung
- 3,8% für Bekleidung und Schuhe
- 4,1% für Gesundheitspflege
- 2,0 % für Telefon- bzw. Smartphone-Gebühren und Internet
Für unser Fallbeispiel wenden wir diese Prozentsätze (Miete/Strom/Wasser, Lebensmittel, Transport und Co.) auf ein angenommenes Einstiegsgehalt an. Daraus ergeben sich keine verallgemeinerbaren Werte, aber Schätzungen, die zur Veranschaulichung dieses Beispiels dienen sollen. Besonders, was die Mietkosten anbelangt, sind die Preise in sehr vielen Fällen im Moment leider höher als der Betrag, den wir im Fallbeispiel unten verwenden, wenn wir dem obigen Prozentsatz folgen.
3️⃣ Fallbeispiel
Berufseinsteiger/in Theo/Thea ist 20 Jahre alt, hat die (Berufs)Matura in der Tasche und arbeitet als Verwaltungsmitarbeiter/in in einem Unternehmen, ca. 10 km von seinem/ihrem Wohnort entfernt. Seit kurzem ist er/sie von zu Hause ausgezogen und wohnt in einer kleinen Wohnung mit Wohnküche, Schlafzimmer und Badezimmer. Da er/sie erst seit einem halben Jahr im Unternehmen arbeitet, beträgt sein/ihr Nettogehalt 1.400 Euro monatlich.
Mit diesen Ausgaben muss Theo/Thea im Durchschnitt rechnen:
Sind diese Ausgaben (also rund 1.255 Euro) erst mal gedeckt bzw. abgezogen, bleiben Theo/Thea an die 145 Euro übrig, wobei davon in vielen Fällen auch noch andere Ausgaben für Waren oder Dienstleistungen bezahlt werden müssen. Da ist also beim Haushalten und der finanziellen Planung schon Vorsicht geboten!
Das Auskommen mit dem Einkommen hängt natürlich immer davon ab, ob du allein wohnst, ob du in einer WG lebst und die Mietkosten vom Partner/der Partnerin oder den Mitbewohnenden mitgetragen werden, und nicht zuletzt auch von deiner Wohnlage (Stadt/Land/Tal), der lokalen Wirtschaft und deinen eigenen Konsumentscheidungen, die im Moment möglicherweise von der derzeitigen Inflationsrate eingeschränkt sein werden.
Um mit deinem Einstiegsgehalt besser über die Runden kommen zu können, solltest du v.a. in den ersten Jahren genau Buch führen über deine Einnahmen und jede (!!) Ausgabe. Das hilft dir, den Überblick nicht zu verlieren und vorab genauer einschätzen zu können, was du dir leisten kannst, wo gespart werden muss und wie du dir auch Geld für Notfälle als Polster zur Seite legen kannst. Besonders bei hohen, monatlichen Fixkosten (Miete, Strom etc.) solltest du vorsichtig planen und genau rechnen. Trau dich, bei deinen Arbeitgebern/Arbeitgeberinnen nachzufragen, wie Gehaltsentwicklungen für deine Position aussehen können und was die Voraussetzungen für Gehaltsanpassungen sind. Außerdem können die Benefits, die dir das Unternehmen bietet (Dienstfahrzeug, Gutscheine für Benzin/Bekleidung/Lebensmittel/Technik etc.) wichtige Helferlein sein beim Sparen und Haushalten. Und nach einiger Zeit im Betrieb und guten Leistungen deinerseits, darfst du ruhig auch das Gespräch zum Chef/zur Chefin suchen und nach einer Gehaltserhöhung fragen. Tipps zur richtigen Gehaltsverhandlung findest du hier.
Dein Job ist nicht das, was du dir vorgestellt hast? Du kannst dich nicht richtig entfalten und weiterentwickeln? Das Arbeitsklima ist angespannt und auch die Entlohnung entspricht nicht deinen Leistungen und deinem Arbeitseinsatz? Dann kontaktiere einfach unsere kostenlose Talentberatung. Wir beraten dich gerne auf der Suche nach einem Job, der zu dir passt und das Auskommen mit dem Einkommen möglicherweise sogar leichter macht. Klick dich auch gleich rein für Tipps rund um Jobsuche und Bewerbung.
Wir wünschen dir viel Erfolg!
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