Karriere Südtirol
23.12.2024
Inhaltsverzeichnis
1️⃣Die Bedeutung der Geschlechtergleichstellung2️⃣Fünf Strategien zur Förderung der GeschlechtergleichstellungKarriere Südtirol
23.12.2024
Wenn wir von Geschlechtergleichstellung sprechen, so meinen wir nicht nur ein Ziel für die Gesellschaft, sondern auch einen wichtigen Faktor für den Erfolg eines Unternehmens. Geschlechtergleichstellung ist eng mit dem Thema Diversität verbunden. Studien zeigen, dass vielfältige Teams bessere Entscheidungen treffen, kreativer sind und agiler im Problemsolving. Frauen im Team tragen eindeutig zu dessen Erfolg bei. Trotzdem gibt es in vielen Betrieben immer noch große Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Wir haben mit dem Unternehmen Ivoclar Vivadent Manufacturing GmbH/srl über Geschlechtergleichstellung gesprochen. Im September 2024 hat das Unternehmen eine Zertifizierung von einer offiziellen Zertifizierungsgesellschaft für seine positiven Ansätze und konkreten Maßnahmen zur Geschlechtergleichstellung erhalten.
Geschlechtergleichstellung im Unternehmen bedeutet, dass alle Mitarbeitenden, unabhängig von ihrem Geschlecht, dieselben Chancen, Ressourcen und Rechte erhalten. Dabei geht es um Aspekte wie:
• Gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit
• Chancengleichheit bei Beförderungen
• Vereinbarkeit von Beruf und Familie
• Schaffung einer inklusiven Unternehmenskultur
Unternehmen, die Geschlechtergleichstellung fördern, profitieren von einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit, einer geringeren Fluktuation und letztlich von besseren Geschäftsergebnissen, berichtet Barbara Kofler, in ihrer Funktion als Verantwortliche für das Qualitätsmanagementsystem der Geschlechtergleichstellung bei Ivoclar:
Um gemeinsam besser zu werden, ist es wichtig, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich alle Mitarbeitenden aktiv einbringen können. Schon seit langem ist es uns ein großes Anliegen, eine Kultur des gegenseitigen Respekts und der teamorientierten Zusammenarbeit zu schaffen. Vielfalt ist hier ein wichtiges Schlagwort, denn wer diese zu schätzen und schützen weiß, öffnet sich für neue Lösungswege, Synergien und Entwicklung.
Geschlechtergleichstellung muss als ganzheitliches und in den Unternehmenswerten verankertes Konzept umgesetzt werden – und zwar auf mehreren Ebenen und in mehreren Stufen:
1. Bewusstsein schaffen und Schulungen anbieten
Ein erster Schritt zur Förderung der Geschlechtergleichstellung ist die Sensibilisierung der Mitarbeitenden. Schulungen zu Themen wie unbewusste Vorurteile (Bias) können helfen, auf stereotype Denkmuster aufmerksam zu machen und diese dann auch abzubauen.
In unserem Unternehmen war und ist es unser Ziel, eine gesunde Basis für Geschlechtergleichstellung zu schaffen: So haben wir eine Gleichstellungspolitik eingeführt und alle Mitarbeitenden zu diesem Thema sensibilisiert. Es ist wichtig, das Vertrauen der Mitarbeitenden in dieser Sache zu gewinnen und sie für das Thema, die Bedeutung und die vielen Facetten der Gleichstellung zu sensibilisieren.
Diese Facetten der Gleichstellungpolitik reichen u.a. von der Beseitigung von Diskriminierung, über die Förderung von Frauen in Führungspositionen und Sicherstellung der Lohngleichheit bis hin zur Erleichterung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, wie auch die vom Unternehmen Ivoclar zur Verfügung gestellte Grafik veranschaulicht.
Um sicherzustellen, dass alle Kandidaten und Kandidatinnen die gleichen Chancen haben, sollten Rekrutierungsprozesse transparent gestaltet werden. Dies kann durch anonymisierte Bewerbungsverfahren erreicht werden. Ein Unternehmen kann auf diese Weise sicherstellen, dass Bewerber/innen nur auf Basis ihrer Qualifikationen bewertet werden. Diese Maßnahme kann auch dazu beitragen, den Anteil weiblicher Bewerberinnen in technischen Berufen und in bestimmten Tätigkeitsbereichen eines Unternehmens zu erhöhen.
Der Recruiting Prozess bei Ivoclar ist sowohl im regulatorischen Managementsystem auf globaler Ebene, als auch im Managementsystem der Geschlechtergleichstellung definiert. Stellenbeschreibungen sind geschlechtsneutral, also inklusiv formuliert und auch das verwendete Bildmaterial entspricht diesen Vorgaben. Auch Bewerberprofile werden geschlechtsneutral behandelt und bei der Auswahl der neuen Mitarbeitenden stehen die Tätigkeit und die entsprechenden Kenntnisse und Fertigkeiten im Vordergrund. Genauso sind im Vorstellungsgespräch Fragen zu Familienplanung und eventueller Betreuungsverpflichtung tabu.
Mentoring-Programme können Frauen helfen, sich in ihrer Karriere weiterzuentwickeln und Führungspositionen zu erreichen. Diese Programme sollten Unterstützung und Zugang zu Netzwerken (Networking) anbieten und darauf abzielen, gesellschaftliche Hindernisse aus dem Weg zu räumen, denen Frauen auf ihren Karrierewegen begegnen.
Die Einführung flexibler Arbeitszeiten und Homeoffice-Möglichkeiten kann dazu beitragen, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern. Dies ist besonders wichtig für Frauen, die sich um die Kinder oder pflegebedürftige Personen in der Familie kümmern müssen.
Unser Unternehmen hat schon vor vielen Jahren flexible Arbeitszeitmodelle eingeführt und diese den Bedürfnissen bzw. Arbeitsplätzen entsprechend immer wieder angepasst bzw. ausgeweitet. Diese gelten für alle Mitarbeitenden, unabhängig vom Geschlecht. Damit können Arbeitszeiten so weit als möglich an die persönlichen Bedürfnisse angepasst werden. Schließlich erfordern dynamische Zeiten auch dynamische Arbeitsmodelle. Auch Smart Working ist ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeitskultur. Zusätzlich bieten wir seit 2023 gemeinsam mit der Firma Schweitzer Kita-Plätze an, um unsere Mitarbeiter/innen bei der Kinderbetreuung zu unterstützen.
Diese Flexibilität ist entscheidend für die Zufriedenheit der Mitarbeiter/innen, und kann den Anteil weiblicher Führungskräfte sogar steigern.
Unternehmen sollten klare Ziele zur Förderung der Geschlechtergleichstellung definieren und regelmäßig deren Fortschritt messen. Dies schafft Verantwortung und Transparenz.
Das Unternehmen Ivoclar hat dafür ein internes Managementsystem aufgebaut, um die Prozesse, Abläufe und statistischen Daten des Unternehmens in Bezug auf die Geschlechtergleichstellung zu beobachten und zu analysieren. Nur so sei es möglich, erklärt Barbara Kofler, festzustellen, welche Punkte der Gleichstellungspolitik bereits gut umgesetzt werden und wo es Verbesserungspotenzial gebe. Auch die Auditierung sei ein Moment, der einen analytischen Blick auf den Status quo ermögliche, mit dem besonderen Augenmerk auf die Themenbereiche:
• Kultur und Strategie
• Governance
• HR-Prozesse
• Wachstumschancen und Inklusion von Frauen im Unternehmen
• Geschlechtergerechte Entlohnung
• Schutz der Elternschaft und Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben
Die gesamte Organisationsstruktur und alle Arbeitsprozesse sollen dazu beitragen, die Rechte, Freiheit und Würde aller Mitarbeitenden zu den oben genannten Themen zu garantieren. Und weil dies ein Prozess ist, der keineswegs mit der Zertifizierung abgeschlossen ist, wollen wir uns auch weiterhin für Geschlechtergleichstellung einsetzen und dazu beitragen, dass die Arbeitswelt im Allgemeinen ein Stück gerechter wird.
Mit klaren Gleichstellungszielen und konkrete Maßnahmen können Unternehmen so gemeinsam eine inklusive Kultur schaffen – davon hänge nämlich letztendlich nicht nur der Erfolg eines Unternehmens ab, sondern auch die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft, unterstreicht Barbara Kofler.
Ähnliche Artikel
Karriere Südtirol
02.01.2024
Karriere Südtirol
01.08.2024
Mobbing kann jede/n treffen: Schätzungsweise jede/r 9. Beschäftigte ist Opfer dieser Art psychischer Gewalt. Die systematische Schikane kann auf zwei Arten auftreten: Auf Arbeitsebene oder auf sozialer Ebene. Wobei beide Ebenen gleichzeitig betroffen sein können und die beleidigenden, verletzenden oder ausgrenzenden Verhaltensweisen sowohl von einer Person als auch von einer Gruppe ausgehen können. In diesem Blogartikel erfährst du: Wann man von Mobbing auf der Arbeit spricht Wie bzw. wann Mobbing auf der Arbeit beginnt Was man tun kann, wenn man im Job gemobbt wird Mit Fallbeispielen zu 3 verschiedenen Mobbing-Situationen!
Karriere Südtirol
18.11.2023
Eigentlich dürfte die Problematik nicht mehr zeitgemäß sein: Aber nach wie vor werden bei bestimmten Berufsbildern Bewerber nach ihrem Geschlecht beurteilt und dementsprechend vor- oder zurückgestuft. Das benachteiligt beispielsweise Männer in Erziehungsberufen oder Frauen im Handwerk. Die Verteilung in Führungspositionen hingegen ist klar einseitig: Unternehmensvorstände sind nach wie vor hauptsächlich Männerdomäne. Frauen werden oft nicht einmal mitberücksichtigt – von andersgeschlechtlichen Personen ganz zu schweigen.Die Förderung der sogenannten Gender Diversity, geschlechtlicher Diversität in Unternehmen, ist ein richtungsweisendes Thema in der modernen Arbeitswelt. Die Anerkennung der persönlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten darf in einer gerechten Zukunft nicht mehr von geschlechtlichen Aspekten überschattet werden – weder im privaten noch im professionellen Kontext. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Situation zwar zum Besseren gewendet. Dennoch herrschen in manchen Branchen immer noch gravierende Unterschiede in der Behandlung der verschiedenen Geschlechter, welche in einem modernen Unternehmen nicht mehr tolerierbar sind. Rechte und Pflichten: HR in der Verantwortung Bei der Förderung der „Geschlechtervielfalt“ geht es darum, keinen Bewerber aufgrund seines Geschlechts oder seiner sexuellen Orientierung zu bevorzugen oder zu benachteiligen. Toleranz und Diversität sind schließlich zentrale Bestandteile für eine erfolgreiche und gerechte Unternehmenskultur. Kommunizieren Sie das nach außen! Bewusst oder unterbewusst legen viele Kandidaten, aber auch Kunden großen Wert auf diese Eigenschaften. Ihre Employer Brand sollte aus diesen Gründen auch Ihr Statement zu diesen Themen beinhalten. Vorsicht bei Stellenausschreibungen Was viele Arbeitgeber immer noch nicht wissen: Sie machen sich strafbar, wenn sie ein Geschlecht in Job-Angeboten offensichtlich ausschließen. Daher ist es wichtig, immer gegenderte Job-Bezeichnungen anzuführen, wie zum Beispiel: Bäcker/in, Fahrer/in oder Sekretär/in. Sollte es keine Bezeichnung für beide Geschlechter geben, muss die Formel (m/w/d) am Ende stehen, wie zum Beispiel bei den Begriffen Lehrling oder Koch Kommis.Achtung! Sie machen sich immer strafbar, wenn Sie als Arbeitgeber ganze Personengruppen ausschließen. Zum Beispiel, wenn Sie konkret nach: „einheimische Fachkräfte“ oder „junge Aushilfskraft“ suchen. Mehr Tipps für die perfekte Stellenanzeige finden Sie in diesem Artikel.