Was ist Gender Diversity?

Karriere Südtirol
18.11.2023

Gender Diversity: Warum HR noch viel größer denken muss

 

Eigentlich dürfte die Problematik nicht mehr zeitgemäß sein: Aber nach wie vor werden bei bestimmten Berufsbildern Bewerber nach ihrem Geschlecht beurteilt und dementsprechend vor- oder zurückgestuft. Das benachteiligt beispielsweise Männer in Erziehungsberufen oder Frauen im Handwerk. Die Verteilung in Führungspositionen hingegen ist klar einseitig: Unternehmensvorstände sind nach wie vor hauptsächlich Männerdomäne. Frauen werden oft nicht einmal mitberücksichtigt – von andersgeschlechtlichen Personen ganz zu schweigen.

Die Förderung der sogenannten Gender Diversity, geschlechtlicher Diversität in Unternehmen, ist ein richtungsweisendes Thema in der modernen Arbeitswelt. Die Anerkennung der persönlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten darf in einer gerechten Zukunft nicht mehr von geschlechtlichen Aspekten überschattet werden – weder im privaten noch im professionellen Kontext. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Situation zwar zum Besseren gewendet. Dennoch herrschen in manchen Branchen immer noch gravierende Unterschiede in der Behandlung der verschiedenen Geschlechter, welche in einem modernen Unternehmen nicht mehr tolerierbar sind.

 

Rechte und Pflichten: HR in der Verantwortung

Bei der Förderung der „Geschlechtervielfalt“ geht es darum, keinen Bewerber aufgrund seines Geschlechts oder seiner sexuellen Orientierung zu bevorzugen oder zu benachteiligen. Toleranz und Diversität sind schließlich zentrale Bestandteile für eine erfolgreiche und gerechte Unternehmenskultur. Kommunizieren Sie das nach außen! Bewusst oder unterbewusst legen viele Kandidaten, aber auch Kunden großen Wert auf diese Eigenschaften. Ihre Employer Brand sollte aus diesen Gründen auch Ihr Statement zu diesen Themen beinhalten.

 

Vorsicht bei Stellenausschreibungen

Was viele Arbeitgeber immer noch nicht wissen: Sie machen sich strafbar, wenn sie ein Geschlecht in Job-Angeboten offensichtlich ausschließen. Daher ist es wichtig, immer gegenderte Job-Bezeichnungen anzuführen, wie zum Beispiel: Bäcker/in, Fahrer/in oder Sekretär/in. Sollte es keine Bezeichnung für beide Geschlechter geben, muss die Formel (m/w/d) am Ende stehen, wie zum Beispiel bei den Begriffen Lehrling oder Koch Kommis.

Achtung! Sie machen sich immer strafbar, wenn Sie als Arbeitgeber ganze Personengruppen ausschließen. Zum Beispiel, wenn Sie konkret nach: „einheimische Fachkräfte“ oder „junge Aushilfskraft“ suchen. Mehr Tipps für die perfekte Stellenanzeige finden Sie in diesem Artikel.

 

TIPP

Um die Genderzwickmühle sicher zu meiden, können Sie beim Verfassen von Mails und Ausschreibungen den Plural verwenden.

 

Altersarmut in Südtirol: Vor allem Frauen sind betroffen

Es ist eine frustrierende Realität für arbeitstätige Frauen: Die Gender Pay Gap hält sich seit Jahren konstant zwischen fünfzehn und zwanzig Prozent. Das bedeutet umgerechnet, dass Südtiroler Frauen  im Vergleich zu Männern zwei Monate im Jahr kostenlos arbeiten. Dieser Missstand ist nicht nur eine Beleidigung für die weiblichen Arbeitskräfte, sondern auch für Arbeitgeber, die sich ihrer Mitarbeiterfreundlichkeit rühmen.

Derzeit verdienen Frauen in Südtirol 17,2% weniger als Männer (Astat, 2018). Das hat zur Folge, dass sie weniger in die Rentenkasse einzahlen können. Aus diesem Grund leiden heute – aber voraussichtlich auch in Zukunft – viel mehr Frauen unter Altersarmut als Männer.

 

Die Vorteile einer Gender-Mainstream-Unternehmenskultur

Eine Eurostat-Studie hat belegt, dass Unternehmen, die auf die Chancengleichheit von Männern und Frauen beim Vergeben von Management-Positionen achten, finanziell besser abschneiden als Unternehmen, die diese Thematik außen vor lassen.

Diversity Management erhöht die Zahl von kreativen Inputs und eröffnet neue Perspektiven. Auf der anderen Seite zählt es auch zu den absoluten Grundanforderungen an ein modernes Unternehmen. Hierzulande sind Frauen noch immer verhältnismäßig unterrepräsentiert in Verwaltungsräten, Geschäftsleitung und Managementpositionen – dazu kommt noch die finanzielle Ungleichbehandlung. Alle Geschlechter sind Thema in der Wirtschaftswelt, was zählt, sind individuelle Fertigkeiten und die Arbeitshaltung. Nur wer solche äußeren Merkmale in der Beurteilung zurückstuft, hat die Chance, die besten Talente aus dem gesamten Pool für sich zu gewinnen. Diese Haltung sollte aber mehr als nur ein wirtschaftsliberaler Ansatz sein: Wer sich gegen die Chancengleichheit stellt, missachtet auch menschliche Grundrechte.

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