Das Homeoffice und seine oft unterschätzten Folgen
Karriere Südtirol
18.02.2025

In Südtirol hat sich das Homeoffice besonders während der COVID-19-Pandemie etabliert. Es war für viele die einzige Möglichkeit, während der Quarantänezeit der Arbeit nachzugehen. Fünf Jahre später ist das Homeoffice kein Muss mehr, sondern eine Möglichkeit, seine Arbeitszeit flexibler zu gestalten. Beim Homeoffice wird nämlich nicht vom Büro aus gearbeitet, sondern meist vom eigenen Wohnort aus. Dies kann Zeit sparen und Kosten senken, Familie und Beruf kann besser vereinbart werden, man kann selbstbestimmter arbeiten und fühlt sich in den eigenen vier Wänden meist auch wohler, was die Produktivität und Zufriedenheit fördern kann. All das klingt sehr vielversprechend.

Zu perfekt um wahr zu sein?
Dass das Homeoffice im Vollzeitmodell, sprich man arbeitet immer von zu Hause aus, auch negative Auswirkungen haben kann, vor allem auf die Psyche, den Lebensstil, aber auch die Arbeitsmotivation wurde in den letzten Jahren von vielen Studien belegt.
Als besonders belastend kann es empfunden werden, wenn in der Wohnung der Platz zum Arbeiten fehlt: Wenn der Küchentisch zum Schreibtisch wird oder von der Couch aus gearbeitet wird, verschwimmt Arbeit und Privates. Oft arbeitet man länger und es werden mehr Überstunden gemacht, denn wenn man den ganzen Tag vom Wohnzimmer aus gearbeitet hat, fällt es schwerer, den Laptop herunterzufahren, als vom Bürostuhl aufzustehen und nach Hause zu fahren. Auch nach Arbeitsschluss ist die Arbeit noch präsent: Viel zu oft gibt es keine klare Trennung zwischen Job und Privatleben und man bleibt auch nach Dienstschluss im Arbeitsmodus.
Arbeit bringt nicht nur Geld und im besten Fall auch Freude, sondern sie gibt unserem Alltag Struktur. Wer täglich von zu Hause arbeitet, findet sich oft in einem Kreislauf wieder, der nur schwer zu brechen ist. Ein Gefühl von Einsamkeit und Isolation setzen der mentalen Gesundheit zu, wenn sich der Alltag nur zu Hause abspielt und man sich nach dem Aufstehen direkt an den Laptop setzt.
Arbeiten mehrere Personen von zu Hause aus oder sind die Kinder am Nachmittag von der Schule zurück und es besteht keine Möglichkeit, in einem eigenen Raum zu arbeiten, kann auch schon mal die Konzentration darunter leiden, was als frustrierend empfunden wird und zu Konflikten innerhalb der Familie führen kann.
Auch für das Arbeitsergebnis an sich ist es nicht immer von Vorteil, im Homeoffice zu arbeiten. Der Austausch zwischen den Angestellten ist schwieriger und wird deshalb oft vermieden. Natürlich gibt es schon seit längerem Softwares, die den Austausch zwischen Mitarbeiter/innen auch online möglich machen und erleichtern. Dennoch ist es einfacher, über den Schreibtisch zu rufen und seine Fragen direkt zu stellen oder sich bei der Kaffeepause kurz auszutauschen. Bei zu viel Heimarbeit leidet das Team darunter, denn wer gut zusammenarbeiten will, sollte seine Mitarbeiter/innen auch ein wenig kennen. Ebenso können Meetings im Onlineformat weniger effektiv sein: Es gibt Studien, die belegen, dass Brainstorming im Hier und Jetzt besser funktioniert.

Wie beuge ich negative Folgen vor?
Organisation ist alles. Der Arbeitsalltag sollte auch geregelt und strukturiert sein, wenn man von zu Hause aus arbeitet. Routinen helfen, Privat- und Arbeitsleben zu trennen, konzentrierter zu arbeiten, Arbeitswoche und Wochenende besser voneinander unterscheiden zu können und nicht dem leblosen Alltagstrott zu verfallen. Es ist einfach, sich am Morgen im Pyjama vor den Computer zu setzen – „schließlich sieht mich ja niemand“. Auch das wirkt sich aber auf die Arbeitsweise und vor allem die Psyche aus. Denn unser Auftreten beeinflusst nicht nur wie uns andere Personen wahrnehmen, sondern auch, wie wir uns selbst wahrnehmen – und fühlen. Deshalb sollte die morgendliche Routine genauso durchgeführt werden, wenn man von zu Hause aus arbeitet. Ausreichend frische Luft und Bewegung vor oder nach der Arbeitszeit, aber auch in der Mittagspause bieten Ausgleich. Vor allem hilft ein kurzer Spaziergang vor Arbeitsbeginn, dass uns in den kommenden Stunden nicht die Decke auf den Kopf fällt. Außerdem wichtig: ein passender Arbeitsplatz. Ausreichend Platz, Technik und Licht sind für optimale Arbeitsbedingungen unumgänglich. Und falls für den Schreibtisch der Platz fehlt, unbedingt nach Feierabend den Computer und andere Arbeitsgegenstände wegpacken.
Bei Karriere Südtirol haben unsere Mitarbeiter/innen die Möglichkeit, zweimal pro Woche zu Hause zu arbeiten. Dieses Angebot wird besonders von jenen in Anspruch genommen, die einen weiten Arbeitsweg haben. Wir haben uns für zwei Tage im Homeoffice entschieden, weil dies unserer Meinung nach das ideale Verhältnis zwischen kollaborativem Arbeiten im Team und gezielter Fokusarbeit zu Hause ist.
Stichwort Balance
Nicht zu viel und nicht zu wenig. Prinzipiell ist die Möglichkeit, das Homeoffice in Anspruch nehmen zu dürfen, ein positiver Aspekt, den viele Südtiroler Arbeitgeber bereits anbieten. Ob wochenlanges oder permanentes von zu Hause arbeiten gewinnbringend ist, variiert jedoch von Person zu Person, denn jede/jeder hat dafür ein eigenes Empfinden. Eine gute Balance zwischen dem einen und dem anderen ist, wie so oft im Leben, wohl die beste Lösung. Das Hybridsystem überzeugt, denn bei wenigen Tagen Homeoffice pro Woche bleibt der strukturelle Aufbau der Arbeitswoche gegeben und man kann von den positiven Aspekten Nutzen ziehen – denn bei richtiger Umsetzung gibt es auch die. Zu Hause ist konzentrierteres Arbeiten möglich, da man weniger oft unterbrochen wird und nicht von Belanglosem gestört wird. Im Homeoffice arbeitet man selbstbestimmter und hat das Gefühl, weniger kontrolliert zu werden. Nerviges Pendeln wird reduziert: gut für das Stressbarometer, den Geldbeutel und die Umwelt. Außerdem kann man die dabei gesparte Zeit in andere Dinge investieren. Denn für viele Arbeitnehmer/innen ist es schwierig, während der Arbeitswoche für anderes Zeit zu finden.
Anna Ortler, Marketing bei Karriere Südtirol
Einmal die Woche im Homeoffice zu arbeiten, gibt mir die Möglichkeit, Aufgaben zu erledigen, bei denen ich mich besonders konzentrieren muss, ohne Ablenkung durch das Tagesgeschehen im Büro. Diese Flexibilität tut gut und sorgt für eine ausgewogene Arbeitsweise. Trotzdem schätze ich den persönlichen Austausch mit den Kollegen sehr und freue mich, an den anderen Tagen im Büro zu sein. +

Ähnliche Artikel
Karriere Südtirol
02.01.2024
Home Office vs. Smart Working
Karriere Südtirol
03.01.2024
Brückentage 2024: So holst Du 2024 viel Urlaub heraus
Mit dem Start des Jahres 2024 stellt sich für viele die Frage: Wie hole ich das Maximum an Urlaub heraus? Hier zeigen wir Dir, welche Tage Du freinehmen solltest, um durch geschickte Nutzung von Brückentagen längere Auszeiten zu genießen.
Karriere Südtirol
02.12.2023
Die besten Ausreden für Verspätungen bei der Arbeit
Jeder vierte Angestellte kommt mindestens einmal im Monat zu spät zur Arbeit. Vom Hund, der Geburtstag hat, bis zum Bus, der plötzlich nicht gefahren ist, hat Karriere Südtirol die lustigsten und kuriosesten Ausreden, die uns Südtirolern schon einmal untergekommen sind, in diesem (nicht allzu ernstzunehmenden) Beitrag zusammengefasst:1. „Sorry, die Trenitalia war mal wieder in Verspätung“Eine nicht mal so unrealistische Ausrede. Italienische Regionalzüge sind für ihre konsequente Unzuverlässigkeit mehr als bekannt. 2. „Habe den Bus verpasst und der fährt nur jede Stunde“Zwar gilt den Bus verpassen nicht als richtige Ausrede, aber dass er nur jede Stunde fährt, entspricht in vielen Tälern leider der Realität. 3. „Ich hatte schon wieder einen Traktor vor mir“Es ist Erntezeit und Südtirols Straßen sind weit und breit voller Traktoren, da kann der ein oder andere Stau auch mal entstehen. 4. „Ich habe vergessen, dass nicht mehr Wochenende ist“Wer kennt es nicht: das Wochenende vergeht wie im Flug. So ein Fauxpas kann da schon mal passieren. 5. „Meine Kinder haben die ganzen Uhren im Haus verstellt“Klingt ziemlich kurios. Kinder kommen schon manchmal auf so Ideen. 6. „Es war schon wieder Markt und das komplette Dorf war gesperrt“Ob Bauernmarkt, Wochenmarkt, Trödelmarkt,.. – Südtiroler finden immer eine Möglichkeit, ihr Zeug loszuwerden, auch wenn so einige Anrainer dafür „leiden“ müssen. 7. „Ich habe eine spannende Geschichte geträumt und wollte wissen, wie sie ausgeht“Aber Achtung, dass der Vorgesetzte nicht nachfragt, wie der Traum dann auch wirklich ausgegangen ist. 8. Im Aufzug stand „für sechs Personen“ und ich brauchte 30 Minuten bis ich sie alle zusammen hatte.Diese Ausrede gilt auch nur dann anzuwenden, falls man auch einen Aufzug zum Büro besitzt – und einen Vorgesetzten hat, der Humor versteht.