Berufseinstieg oder Master?

Karriere Südtirol
08.11.2023

Bachelor am Scheideweg: Arbeit oder Master?

Nach drei oder vier entbehrungsreichen Jahren hast Du Dir dein Bachelor-Diplom erkämpft. Erfahrungen wie Auslandssemester oder erste Praktika haben Dein Bild von Deiner Zukunft nachhaltig geprägt – was aber leider nicht immer bedeutet, dass klar ist, wie es nun weitergehen soll. Die zwei großen Türen Arbeit und Masterstudium haben sich geöffnet – welche wählst Du?

In den meisten Fällen, so auch in Südtirol, sind die europäischen Universitäten streng nach dem Bologna-Prozess ausgerichtet und in Bachelor- und Masterstudiengänge unterteilt. Diese Aufteilung soll den Studierenden den frühzeitigen Einstieg ins Berufsleben erleichtern. Zugleich aber bedeutet sie, dass Du Dich in deinem Fachgebiet erst mit einem Master wirklich spezialisieren kannst. Die Entscheidung für oder gegen das weiterführende Studium ist nun abhängig von Deinen persönlichen Zielen und der aktuellen Lage des Arbeitsmarktes.

Die Faktoren

Wer weiß, was er will, hat es leicht. Denn die Zauberformel für den idealen Lebensweg gibt es nicht. Die schwierigste und zugleich unausweichliche Frage nach den eigenen Zielen muss sich jeder selbst stellen. Ist die Richtung des Studiengangs noch relevant für Deine Zukunftswünsche? In welcher Branche fühlst Du Dich am besten aufgehoben? Welche Werte vertrittst Du – und inwiefern beeinflussen sie Deine Entscheidungen?
Eine weitere, nicht zu vernachlässigende Rolle spielt der Arbeitsmarkt selbst. In manchen Gebieten sorgt ein Überangebot an Fachkräften dazu, dass ohne eine vertiefende Ausbildung oder Berufserfahrung kein Job zu haben ist. Wo die Arbeitenden fehlen, ist der Berufseinstieg mit Bachelor wesentlich leichter.

Auch manche Studien nehmen Dir die Entscheidung ab. Ohne eine entsprechende Spezialisierung ist es in bestimmten Branchen so gut wie unmöglich, einen Job zu ergattern. Gerade wer zum Beispiel in die Forschung möchte, kommt ohne einen Master heute nicht mehr aus. Informiere Dich am besten bei Deiner Studienleitung über die Möglichkeiten, die dir offenstehen.

Die Argumente

Dein weiterer Weg sollte ideal auf Deine persönlichen Ziele abgestimmt sein. Nur – was ist Dir wirklich wichtig? Ein grundlegender Vergleich zwischen den Optionen Beruf und Master kann hilfreich dabei sein, die wichtigsten Argumente abzuwägen.

  • Für den Berufseinstieg

Der Vorteil liegt auf der Hand – Du begibst Dich in finanzielle Unabhängigkeit. Der Berufseinstieg ermöglicht es Dir, in Praxis anzuwenden, was Du theoretisch eingehend studiert hast. Du etablierst Dich auf dem Arbeitsmarkt, erhältst die Möglichkeit, Deine eigenen Ideen umzusetzen, und lernst Dich selbst aus einer neuen Perspektive kennen.

Außerdem erkauft Dir diese Entscheidung auch dann Zeit, wenn Du Dir noch nicht völlig sicher bist, ob Du nicht doch Deinen Master absolvieren möchtest. Denn das ist auch nach einigen Arbeitsjahren noch möglich.

Allerdings haben es Bachelor-Absolventen in manchen Sektoren schwieriger, ins Arbeitsleben einzusteigen. Wie Du trotzdem deinen Traumjob findest und Dich entsprechend bewirbst, erfährst Du in unserem Blog.

  • Für den Master

Diese meist zwei Jahre geben Dir die Möglichkeit, Dich in einem Feld Deiner Wahl zu spezialisieren und weitere Kompetenzen im jeweiligen Bereich zu erwerben. Das macht Dich auf dem Arbeitsmarkt wesentlich wertvoller. Das Einstiegsgehalt von Master-Absolventen ist außerdem höher als das von Bachelor-Absolventen – allerdings muss ein Master-Studium auch erst einmal finanziert werden.

Zwei weitere Jahre Studium bedeuten aber vor allem neue Inputs, Erfahrungen mit Praktika oder im Ausland sowie neue Kontakte. Ein berufsbegleitender Master oder ein Werkpraktikum erlauben es Dir, während des Studiums ein wenig Geld zu verdienen und Arbeitsluft zu schnuppern.

  • Option „anhängen“

An manchen Universitäten gibt es die Möglichkeit, direkt nach dem Bachelor ein weiteres Jahr einem Projekt zu widmen, etwa in der Forschung, und dabei fakultätsübergreifend Erfahrungen zu sammeln.

Nicht entscheidungsfreudig?

Aber auch ganz andere Fragen können Schwierigkeiten bei der Entscheidung verursachen. Vielleicht bist Du Dir nicht sicher, ob das gewählte Fachgebiet Dir immer noch zusagt. Oder in welchem Berufsbild Du die erworbenen Kenntnisse anwenden willst.

Dir fällt die Entscheidung im Moment einfach zu schwer? Dann könnte ein Gap Year Klarheit in Deinem Kopf schaffen.  Ein wenig Abstand und neue Erfahrungen bringen Licht ins Dunkel.

  • Reisen. Vor dem Einstieg in ein Berufsleben ohne lange zusammenhängende Urlaubsperioden nutzen viele junge Menschen die Möglichkeit, ihren Horizont im Ausland zu erweitern – mit dem Rucksack nach anderswo. Diese einzigartige Erfahrung prägt die eigene Persönlichkeit nachhaltig und erleichtert damit künftig vielleicht auch die ein oder andere Entscheidung.
  • Soziales Engagement. Ob nun mit einem EU-Projekt oder einer sonstigen Organisation – die freiwillige Arbeit trägt zur Persönlichkeitsbildung bei und bereichert nicht nur Dich, sondern auch die Menschen, denen Du hilfst.
  • Ziviles Jahr. Diese Phase erlaubt es Dir, Deinen Einsatz für die Gesellschaft unter Beweis zu stellen. Gegen eine kleine Vergütung unterstützt Du für ein Jahr ein Projekt und festigst dabei Dein Verständnis für gesellschaftliche Zusammenhänge.
  • Praktika. Das Absolvieren von Praktika klärt Deine Vorstellungen der Arbeitswelt und erlaubt einen vertieften Einblick in eine Branche, die Dich interessiert. Außerdem eignet sich diese Möglichkeit hervorragend zum Networken. Tipps zum Verfassen eines passenden Motivationsschreibens findest Du in unserem Blog.
  • Eigene Projekte. Seit längerer Zeit möchtest Du schon ein eigenes kleines Projekt in die Tat umsetzen? Möchtest Du eine Sprache lernen, ein Buch schreiben, dein eigenes Unternehmen gründen? Dann könnte jetzt der richtige Moment gekommen sein.

Dein persönlicher Weg

Die Qual der Wahl findet kein Ende. Denn – ob es nun Glück oder Unglück ist – die Möglichkeit, sich umzuorientieren, besteht heute ständig (zumindest solange die finanzielle Situation es zulässt). Mehr noch: Dass man im Laufe des Lebens verschiedene Laufbahnen einschlägt, ist inzwischen eher die Regel als die Ausnahme. Entscheidungen sind immer noch gewichtig, müssen aber keinen endgültigen Charakter haben. Das gilt für den Wechsel von der Arbeit zum Studium genauso wie für den vom Studium zur Arbeit.

Wenn das Fachgebiet überhaupt nicht mehr zu Dir und Deinen Zielen passt, ist auch ein weiterer Bachelor eine Überlegung wert. Der Entschluss, den Du fasst, sollte unbedingt zu Deiner momentanen Situation passen. Vorausschauendes Handeln ist schön und gut. Wer aber vergisst, auf das aktuelle eigene Wohlbefinden zu achten, nimmt sich selbst die Möglichkeit, glücklich zu sein – und wie soll Dich Dein Job dann jemals erfüllen?

Tipp

Vereinbare einen Termin mit einer Beratungsstelle. Ein wenig zusätzlicher Input eröffnet den Blick auf Möglichkeiten, die bis dato völlig unter den Tisch gefallen sind.

  • Jobsuche
  • Karriere-Hub
Blogartikel